Die Kuckucksuhr I

Tick…tack…tick…tack…Seit einer halben Ewigkeit blicke ich nun schon auf die Kuckucksuhr an der Wand. Seit ich hier angekommen bin hat sich weder der Stunden- noch der Minutenzeiger bewegt. Ich weiß nicht wie spät es ist, nur, dass Zeit vergeht. Das Ticken des Holzpendels ist mal lauter, mal leiser. Aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, weil mir das Verstreichen der Zeit Angst macht. Draußen wütet der Sturm immer heftiger, der Wind heult immer lauter. Mit jedem Tick werde ich durstiger, mit jedem Tack hungriger. Trotzdem wage ich es nicht den blaßgelben Kühlschrank, der so klein ist, dass er mich an eine Minibar erinnert, zu öffnen.  Schließlich bin ich hier nur zu Besuch.

Vor circa drei Stunden muss ich das Basislager verlassen haben. Ich kann mich erinnern meinen Kollegen gesagt zu haben, sie sollten sich keine Sorgen machen, falls ich etwas länger draußen wäre. Schließlich passiert es oft, dass ich beim Wandern die Zeit übersehe oder gar, wenn ich ein wirklich herrliches Plätzchen finde, einschlafe.

Dieses mal war es nicht so. Eine gute halbe Stunde nach meinem Aufbruch (Ich wusste wieviel Zeit vergangen war, da ich zu diesem Zeitpunkt noch meine Uhr besaß) bemerkte ich den aufkommenden Sturm. Er machte sich, anfangs nur als leichte Brise im Genick, später dann als ordentliche Windbö, bemerkbar. Allerdings war der Sturm mir zu diesem Zeitpunkt sogar eher eine Hilfe als eine Behinderung beim Aufstieg. Ich war deshalb unbeirrt weitergegangen ohne auf den starken Wind zu achten. Ein national geschätzter Wissenschaftler müsse wohl erkennen wenn sich ein Schneesturm anbahnte, oder nicht? Nein, das wusste er nicht. Zumindest nicht sofort. Erst eine halbe Stunde später, bekam ich bedenken. Der Sturm trug nun nämlich auch Schnee. Keine Flocken, die spielend vom Himmel fielen und auf der Fingerspitze schmolzen, sondern eine schier unendliche Menge an kleinen Kristallen, die mir nun unbarmherzig gegen das Gesicht klatschte. Ich zog mir die Kapuze tief ins Gesicht und wandte meinen Blick zum Boden, doch noch immer spürte ich den Schnee, der mir wie Schmirgelpapier übers Gesicht fegte.

Eine geschätzte Viertelstunde später beschloss ich umzukehren. Ganz genau weiß ich es nicht, denn der Schneesturm war immer und immer stärker geworden. Als ich versucht hatte über eine Wurzel zu springen, hatte er mir die Beine unterm Körper weggefegt und ich war der Länge nach hingefallen. Mit dem Unterarm bin ich gegen einen Baumstamm geknallt, wobei das Glas meiner Uhr in tausend Stücke zerbarst. Seitdem trage ich sie in der Hosentasche mit mir mit.

tick…tack…tick…tack…

Mir ist eiskalt. Ich reibe die Hände aneinander und suche nach einem Weg Wärme zu erzeugen. Eine Heizung habe ich nicht gefunden. Vielleicht ist eine im Nebenzimmer, die Tür dazwischen ist allerdings verschlossen. Zum gefühlt zehnten Mal gehe ich zum Kamin. Ein Bunsenbrenner liegt am Sims, ich kann jedoch keine Holzscheite finden. Auch vor der Hütte habe ich keine gesehen, deshalb gebe ich die Hoffnung auf ein Feuer auf. Ich will mich gerade zurück auf die Bank setzen, als mir die Klinke der Tür ins Auge fällt. Ist sie zuvor nicht weiter oben gewesen? Ich mache einen Schritt zur Tür und rüttle an der Klinke. Nein, immer noch verschlossen! Ich setze mich zurück an die Holzbank. Ich reibe wieder die Hände aneinander um mich vor der Kälte zu schützen, doch ich komme mir dabei vor wie jemand am Scheiterhaufen, der versucht das Feuer auszupusten. Ständig muss ich an den Raum, hinter der versperrten Tür denken. Womöglich bewahrte der Besitzer ja dort das Holz für den Kamin auf. Ich inspizierte die Tür. Sie war aus dünnem Holzspann gebaut, und wirkte als gäbe sie nach einem kräftigen Tritt ihrem Geist auf. Kurz dachte ich darüber nach. Doch dann fiel mir ein, dass ich hier ja nur zu Besuch war.

tick…tack…tick…tack…

Nach meinem Sturz folgten ein Dutzend weitere. Ich wollte nur noch so schnell wie möglich zurück zum Basislager kommen. Der Schneesturm wurde immer unbarmherziger, immer kräftiger. Es fühlte sich an als würde mir jemand Sand ins Gesicht schleudern. Immer weiter, immer heftiger. Ich stürzte bergab, auf der Suche nach einem Unterschlupf. Das Lager wollte und wollte nicht auftauchen. Ich rannte  immer entsetzter gegen den Sturm an, mein Gesicht kam mir immer zerklüfteter vor. Die Kälte zehrte an meinen Kräften und die Sicht wurde jede Sekunde schlechter. Doch dann sah ich eine Hütte.  Die Hütte. Ein einsamer Unterschlupf, mitten im Wald. Die Hütte war auf einem natürlichen Plateau gebaut, aber besaß trotzdem eine leichte Schräglage. Das Dach war von Moos überzogen, die Fenster allesamt mit Brettern verbarrikadiert. Der Bewohner wusste anscheinend wie man sich auf einen Schneesturm vorbereitete. Ich erinnerte mich an die Hütte, ich hatte sie beim Hinaufgehen gesehen. Von hier zum Basislager waren es noch circa 40 Minuten. Mir war sofort klar, dass ich solange hier draußen nicht durchhalten würde und zog mich in Richtung der Hütte. Schwache Lichtstrahlen drangen durch mehrere Ritzen zwischen den Brettern. Ein Licht war immer auch ein Lebenszeichen. Als ich an die Tür klopfte, fühlte ich, wie sie leicht nachgab. Ich bemerkte, dass sie offen war, warf ein lautes „HALLO? IST HIER JEMAND? ICH SUCHE HILFE VORM DEM STURM “ in den Raum und trat  ein.

Tick…tack…tick…tack…

FORTSETZUNG FOLGT…

Falls dir diese Geschichte gefallen hat, sei bitte so nett und empfiehl sie deinen Freunden weiter. Ein kurzer Besuch auf meinen sozialen Netzwerken würde mir ebenfalls sehr helfen dieses nicht kommerzielle Projekt weiterführen zu können! Man sieht sich ;- )

Nick Gleissner-28. Jan. 17-Alle rechte vorbehalten ©

4 Kommentare zu „Die Kuckucksuhr I

  1. Hallo! Deine Geschichte liest sich sehr gut und spannend. Mach auf jeden Fall weiter. Du kannst auch deine Geschichten auf Wattpad stellen, denn da bekommst du oft auch direkt Feedback. Welche Ziele hast du denn, Nick?

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    1. Danke für’s Feedback! Ich habe bereits von Wattpad gehört aber mich noch nie intensiv damit auseinandergesetzt.
      Ich will später mal einen Beruf ausüben der mit Büchern zu tun hat. Das wusste ich eigentlich schon mein ganzes Leben lang. Ich schreibe und lese natürlich unglaublich gerne und deshalb wäre es ideal davon leben zu können.
      Ich weiß, dass man mit Kurzgeschichten nur schwer Geld verdienen kann, aber das ist mir in meinem Alter ja auch noch nicht so wichtig. (Ich bin 16) Mir geht’s einfach darum möglichst viele Leser erfreuen, gruseln, schockieren, überraschen zu können. Und wenn mir das gelingt, dann weiß ich eigentlich schon, dass keiner meiner Tastaturanschläge umsonst war!

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      1. Schön gesagt.
        Mit Wattpad (kostenlose App) kannst du viele Leser erreichen.
        Gerade am Anfang ist es wichtig. Zunächst fängt man an, sich ein kleines Netzwerk aufzubauen.
        Textschnipsel hier und da via Twitter, am Besten in einem passenden oder ähnlich passendes Bild.
        Das Spinnennetz immer weiter ausbreiten, vielleicht bleibt etwas hängen – dein Name zB.
        In Facebook Gruppen umherirren. Lesen, was andere Autoren Fragen und die Antworten darauf.
        Möglicherweise schon selbst eine Seite erstellen. Oder auf Instagram eine Basis an Followern finden.
        Auch da immer mal bei anderen anklopfen.

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